Jedes Jahr beginnen zwischen Mai und Juni die Mäharbeiten auf den Wiesen. Dieser Zeitpunkt fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen. Rehwild, Hasen und viele Bodenbrüter bringen in dieser Zeit ihren Nachwuchs zur Welt.
Insbesondere Rehkitze werden mehrheitlich in den Monaten Mai und Juni gesetzt. Ihr gepunktetes Fell, kombiniert mit ihrem natürlichen Verhalten, sich ins hohe Gras zu ducken, macht die Kitze nahezu unsichtbar für Fressfeinde. Die Geiß lässt die anfangs geruchlosen Kitze daher in ihren Verstecken zurück und besucht sie nur zum Säugen, um die Aufmerksamkeit nicht auf die Kitze zu lenken. Erst mit ein paar Wochen sind die Kitze kräftig genug, um der Mutter dauerhaft zu folgen. Diese Strategie des Rehwildes ist aber leider nicht für den Landwirt mit seinem Mähwerk ausgelegt. Die Kitze sind für den Landwirt mit Traktor und Kreiselmäher fast unsichtbar.
Das hohe Gras ist für den Landwirt vom Traktor aus nicht komplett einsehbar. Aufgrund moderner Technik haben sich die Schnittbreiten des Mähers von ehemals 1,5 Meter auf 6 bis 9 Meter erhöht, dies erschwert den Überblick noch mehr. Wenn sich das Jungtier dann tief duckt, kann es leicht übersehen werden.Wird das Rehkitz nicht rechtzeitig bemerkt, gelangt es zwischen die schnell rotierenden Messer des Mähers, wodurch tödliche Verletzungen entstehen.
Es gilt, die Kitze aus dem Gefahrenbereich zu bringen.
Absuchen der Wiese. Wiesen können direkt vor den Mäharbeiten in Ketten abgesucht werden. Dabei treffen sich möglichst viele Helfer, die in regelmäßigen Abständen die komplette Fläche nach Kitzen absuchen. Da die Kitze im hohen Gras gut versteckt sind, darf der Abstand zwischen den suchenden Personen nicht zu weit auseinander liegen. Hunde können leider kaum helfen, da auch für sie die Kitze geruchlos und somit perfekt getarnt sind.
Anmähen des Feldes. Am Tag vor den eigentlichen Mäharbeiten besteht die Möglichkeit, dass man im Randbereich des Feldes einen Streifen mäht. Dieses Anmähen empfindet die Rehgeiß als Störung und holt eventuell ihr/e Kitz/e aus der Wiese. Viele Tiere flüchten zunächst nur in die nächste Deckung. Gerade Rehe und Hasen ducken sich immer möglichst lange in Verstecke, bevor sie eine Flucht ins Freie wagen.
Daher ist auch die Richtung des Mähens entscheidend. Beginnt man von Innen nach Außen zu mähen, können Tiere in der Deckung sich aus dem Gefahrenbereich bringen. Grenzt eine Straße an die Wiese, sollte von der Straßenseite beginnend gemäht werden. Zudem gibt es Ultraschallgeräte, die am Mähwerk montiert werden können, und den Landwirt bzw. die Wildtiere vor dem nahenden Unglück warnt.
Sichern der Kitze. Wenn ein Kitz gefunden wird, sollte es ohne direkten Körperkontakt aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Grasbüschel eignen sich hervorragend, um den menschlichen Geruch bei der Aufnahme eines Kitzes zu überdecken. Damit die Kitze nicht zurück in die Wiese flüchten, sollten sie in einer Kiste oder Box (z.B. Obststeige) gesichert werden, bis die Wiese fertig gemäht ist.
Noch ein wichtiger Aufruf an alle Grundstücksbesitzer:
Viele Gartengrundstücke auf der Gemarkung Remshalden sind mit einem Weidezaun versehen. Diese Zäune stellen eine sehr hohe Gefahr für die Rehe dar. Die Tiere verfangen sich auf der Flucht vor Mensch und Tier in den Zäunen und verenden qualvoll.
Bitte entfernen Sie die Weidezäune auf Ihren Grundstücken umgehend, um das Leben der Tiere zu schützen! Vielen Dank.
Ihre Gemeindeverwaltung und Jagdpächter.
Unterstützung und Beratung erhalten Sie durch die Rehkitzrettung.
Kontakt: rehkitzrettung@jaeger-waiblingen.de