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Gemeinde Remshalden (Druckversion)

Ernst Heinkel

Ernst Heinkel und seine Geschichte

Der am 24. Januar 1888 in Grunbach geborene Ernst Heinkel begann nach Aufgabe seines Ingenieurstudiums 1911 seine Laufbahn als Konstrukteur bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft A.G. Johannisthal bei Berlin. 1913 wechselte er zu den Albatros-Flugzeugwerken und wurde deren Chefkonstrukteur und Direktor. Er war für den Bau verschiedener im Ersten Weltkrieg eingesetzter Flugzeugtypen verantwortlich. Nach Kriegsende betrieb Ernst Heinkel in Grunbach eine Automobilreparaturwerkstatt. Am 1. Dezember 1922 gründete er in Warnemünde bei Rostock sein eigenes Unternehmen, die „Ernst Heinkel Flugzeugwerke“. Aufgrund der Einschränkungen durch den Versailler Vertrag suchte er seine Auftraggeber auch im Ausland und verkaufte seine Flugzeuge u.a. nach Japan, in die Sowjetunion und die USA. Ernst Heinkel war zudem am geheimen Aufrüstungsprogramm in der Weimarer Republik beteiligt. 1925 verlieh die Württembergische Technische Hochschule zu Stuttgart Heinkel die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber. 1932 ernannte ihn die Universität Rostock zum Doktor der Philosophie honoris causa. Die im selben Jahr entwickelte He 70 war das mit Abstand schnellste Passagierflugzeug der Welt. Am 1. Mai 1933 wurde Ernst Heinkel Mitglied der NSDAP. Eine enge Verbindung zum Reichsluftfahrtministerium sicherte Heinkel die besondere Förderung seiner Flugzeuge und seines Unternehmes. Im Frühjahr 1936 wurde das Heinkel-Werk in Oranienburg gegründet, um die Produktion der Kampflugzeuge  auszuweiten. Die He 111 stieg zum Standardbomber der Luftwaffe auf. Im Dezember 1937 wurde Ernst Heinkel zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. 1938 verlieh ihm Adolf Hitler den Professoren-Titel. Im selben Jahr wurde Ernst Heinkel zusammen mit dem Flugzeugbauer Willy Messerschmitt neben Ferdinand Porsche und Fritz Todt mit dem Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Die Heinkel He 178 war 1939 das erste Düsenflugzeug der Welt. 1943 verschmolzen alle Heinkel-Firmen zur Ernst Heinkel AG, Rostock. Die Heinkelwerke beschäftigten 1944 weit über 50.000 Beschäftigte, davon waren mehr als die Hälfte Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Nach dem Krieg begann Ernst Heinkel im verbliebenen Werk in Stuttgart-Zuffenhausen mit der Entwicklung und dem Bau von Zweirädern, Kabinenrollern und Motoren. Mit der Aufhebung der entsprechenden Verbote stieg er 1955 erneut in der Entwicklung von Flugzeugen und Strahltriebwerken ein. 1958 starb Ernst Heinkel in Stuttgart und wurde in seinem Geburtsort beigesetzt.

Unumstritten hat Heinkel im Flugzeugbau immense Erfolge erzielt und gehört zu den Pionieren der internationalen Luftfahrttechnik. Zunächst als Konstrukteur, später als Unternehmer, hat Heinkel mit bedeutenden Entwicklungen Geschichte geschrieben. Gleichzeitig hat er moderne NS-Musterbetriebe geschaffen, in welchen Kriegsgefangene und Häftlinge aus Konzentrationslagern zur Arbeit gezwungen wurden. Bei keinem anderen Unternehmen im Dritten Reich kamen KZ-Häftlinge früher und in einem größeren Ausmaß zum Einsatz. Das Bewusstsein darüber macht den Umgang mit Ernst Heinkel heute nicht einfach.

Der Name Ernst Heinkel heute in Remshalden

Ernst-Heinkel-Straße

Im Oktober 1932 wurde Heinkel das Ehrenbürgerrecht vom Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Grunbach verliehen. Außerdem wurde eine zu diesem Zeitpunkt neu erbaute Straße nach ihm benannt. Diese Ehrungen auf einstimmigen Beschluss erfolgten anlässlich des zehnjährigen Bestehens der „Ernst Heinkel Flugzeugwerke“ in Warnemünde und der bis zu diesem Zeitpunkt geleisteten Verdienste Heinkels als Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. In der Niederschrift über die Sitzung des Gemeinderates Grunbach am 28.10.1932 ist zur Begründung der Verleihung des Ehrenbürgerrechts sowie der Straßenbenennung Folgendes vermerkt: „Aus Warnemünde ist dem Vorsitzenden mitgeteilt worden, dass die Firma Ernst Heinkel, Fluzegwerke, am 1. Dezember 1932 10 Jahre besteht und dass dieser Anlass von der Universität Rostock und der Stadt Warnemünde dazu benützt werde, den Inhaber der Firma, Dr. ing. eh. Ernst Heinkel durch Verleihung eines zweiten Ehrendoktors und Benennung der größten Verkehrsstraße in Warnemünde nach ihm, zu ehren. Dr. Ernst Heinkel ist geborener Grunbacher. Als Pionier auf dem Gebiete des Flugwesens hat er die von ihm gegründete Firma im Lauf der Jahre zu einem weltbekannten Unternehmen gestaltet. […] hält es der Gemeinderat in Anbetracht der großen Verdienste um das deutsche Flugwesen und damit der gesamten deutschen Wirtschaft sowie im Hinblick auf die dadurch erworbene Achtung des Auslandes vor unserem deutschen Vaterland für durchaus angebracht und gerechtfertigt, wenn die hiesige Gemeinde aus dem oben genannten Anlass ihrem großen Sohne ebenfalls eine Ehrung zuteil werden lässt.“

Von Ernst Heinkel gestifteter Brunnen

„Unser Ehrenbürger Ernst Heinkel Professor Dr.Ing.e.h. Dr. phil.h.c. Nationalpreisträger 1938 stiftete diesen Brunnen seiner Heimatgemeinde zur Freude“ ist auf einer Tafel am Brunnen am Ortsausgang von Grunbach in Richtung Buoch zu lesen. In der Sitzung der Gemeinderates Grunbach vom 10. Februar 1938 wurde über den Wunsch Ernst Heinkels beraten, den bereits bestehenden „Lindenbrunnen“ am Ortsausgang direkt an die dortige Linde zu versetzen. Des Weiteren sollte der Brunnen unter Kostenübernahme durch Ernst Heinkel „auch sonst würdig ausgestaltet werden“. An den Grabarbeiten für die neue Anlage, die mit einer kleiner Mauer eingefasst wurde, beteiligten sich „zahlreiche Volksgenossen“. Die Kosten für den neu gestalteten Brunnen wurden vollständig vom Stifter Ernst Heinkel übernommen. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1939 wurde der Brunnen der Öffentlichkeit übergeben. 

Plakette am Grabstein

Am privaten Grabmal Ernst Heinkels auf dem Grunbacher Friedhof wurde auf Beschluss des Verwaltungsausschusses vom 8. Dezember 1997 mit Zustimmung der Familie eine Gedenktafel angebracht. Die Entscheidung zur Anbringung dieser Tafel am Grabstein stand in Zusammenhang mit der Eröfffnung einer Sonderausstellung zu Ernst Heinkel im damaligen „Museum im Olgastift“. 

Tafel am Geburtshaus

Ernst Heinkels Geburtshaus an der heutigen Reinhold-Maier-Straße stand bis 1984 und wurde später durch einen Neubau ersetzt. Heute wird mit einer Tafel am ehemaligen Standort des Geburtshauses an Ernst Heinkel erinnert.

ehem. Ernst-Heinkel-Realschule

Anlässlich der Einweihung des neu erbauten Schulgebäudes der Grunbacher Mittelschule am 1. Februar 1964 erhielt diese Schule den Namen „Ernst-Heinkel-Mittelschule“. Im Jahr 1966 wurde die Schule zur „Ernst-Heinkel-Realschule“. Die Benennung der Ernst-Heinkel-Mittelschule wurde am 18. Dezember 1963 vom damaligen Grunbacher Gemeinderat einstimmig beschlossen. In der Niederschrift zu dieser Sitzung heißt es: „Im Jahr 1925 wurde Herrn Heinkel von der Technischen Hochschule Stuttgart der Doktor h.c. verliehen. Im Jahr 1932 wurde er von unserer Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt. […] Die Mehrzahl der Jungen, die die Schule besuchen, wählen technische Berufe; deshalb sei die Benennung nach einem erfolgreichen Mann der Technik und der Wirtschaft für diese Schule richtig.“ Der Ortsschulrat hatte den Namen „Ernst-Heinkel-Mittelschule“ bereits in seiner Sitzung am 16.12.1963 befürwortet.

2017 zog die Ernst-Heinkel-Realschule in die neue Realschule Remshalden nach Geradstetten um.

Auseinandersetzung mit der Person Ernst Heinkel in Remshalden

Mehrere Veröffentlichungen im Mai 2013 in den Medien haben dazu geführt, dass Ernst Heinkels Rolle im NS-Regime sowie die Frage des heutigen Umgangs mit der Person Ernst Heinkel als Namensgeber in Remshalden verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. 

Gemeinderat und Verwaltung war und ist viel an einer kritischen Aufarbeitung der Geschichte Ernst Heinkels und einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem bekanntesten Sohn Grunbachs in der Öffentlichkeit gelegen. Vom Verwaltungsausschuss wurde deshalb im Juni 2013 beschlossen eine Vortragsreihe über „Ernst Heinkel und seine Rolle im Nationalsozialismus“ durchzuführen. Im Rahmen dreier öffentlicher Veranstaltungen (Vortrag von Dr. Lutz Budraß am 15.11.2013, Vortrag von Roman Fröhlich am 24.1.2014 und Vortrag von Dr. Thomas Schnabel am 21.2.2014), begleitet von der Sonderausstellung "Flugzeuge im KZ" im MUSEUM REMSHALDEN - Heimat, Wirtschaft, Heinkel - bestand umfassend Gelegenheit sich ein Bild von der Person und dem Wirken Ernst Heinkels in all seiner Ambivalenz sowie über die historischen Zusammenhänge zu verschaffen.

Im Mittelpunkt der Debatte standen insbesondere die Fragen, ob die Ernst-Heinkel-Realschule sowie die 1932 im Zusammenhang mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Ernst Heinkel nach ihm benannte Ernst-Heinkel-Straße einen neuen Namen erhalten sollten. Vor der Entscheidung durch den Remshaldener Gemeinderat in öffentlicher Sitzung am 7.4.2014 hat die Remshaldener Bürgerschaft vom 24.2.2014 bis zum 24.3.2014 Gelegenheit erhalten, im Rahmen einer Umfrage über das E-Bürgerportal Remshalden sowie über das Mitteilungsblatt der Gemeinde ihre Meinung zu äußern. 

In seiner Sitzung am 7.4.2014 stimmte der Gemeinderat der Umbenennung der Realschule zum Zeitpunkt ihres Umzug in die neuen Räumlichkeiten in Geradstetten zu. Einstimmig beschlossen wurde die Beibehaltung des Namens der Ernst-Heinkel-Straße sowie die Beibehaltung der vorhandenen Tafeln am Standort des ehemaligen Geburtshauses sowie am Brunnen in Grunbach. Einer Beibehaltung der Plakette am Grabstein wurde mehrheitlich zugestimmt. Über die von der Verwaltung vorgeschlagene Anbringung von ergänzenden Informationstafeln, die in kompakter Form jeweils den historischen Hintergrund erläutern und sowohl auf Heinkels Verdienste im Flugzeugbau als auch seine Rolle während der Zeit des Nazionalsozialismus hinweisen sollen, wurde wie folgt entschieden: Beschlossen wurde, beim Straßenschild eine Ergänzungstafel anzubringen. Die Anbringung ergänzender Informationstafeln wurde ebenfalls mehrheitlich beschlossen am Standort des ehemaligen Geburtshauses sowie am Brunnen. Abgelehnt wurde die Anbringung einer Informationstafel an geeigneter Stelle am Friedhof in Grunbach.

 

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